Tamang-Schamane am Morgen unterwegs nach Gosainkunda. Die Trommel ist seine Lebensbegleiterin. Seit seiner Initiation bis ans Ende seiner Tage wird sie seine Gefährtin sein. Die Zeichnung auf der Trommel zeigt shivaistische Symbole (in jeder Richtung ein Dreizack), Sonne und Mond haben kosmologische Bezüge (1991).
In der Morgensonne ist der steile Aufstieg noch angenehm …
… am Nachmittag setzt der Regen ein, die Wege werden glatt und glitschig (1991).
Die Ankunft der Yolmo-Schamanen, begleitet von ihrer Pilger-Gemeinschaft. Die Kultur der Yolmo ist mit der tibetischen verwandt. Die Schamanen haben ihre eigene, charakteristische Tracht. Während die Tamang-Schamanen von Westen her zum Gosainkunda (4’380 m) kommen, müssen die Yolmo-Schamanen von Osten her den Laurebina Pass (4’610 m) überqueren, um den heiligen See zu erreichen (1991).
Der Pujari (Zeremonienmeister) erwartet die Pilger am Ort, wo Shiva mit seinem Dreizack den Fels gesprengt hat, damit eine Quelle entstehen konnte, deren Wasser in den heiligen See fliesst.
Am Tag von Janai Purnima, bei Vollmond im Juli/August, erreicht die Regenzeit ihren Höhepunkt. Der heilige See und der wolkenverhangene Himmel scheinen ineinander über zu fliessen. Nach der Mythologie wurde der Gosainkunda einstmals von Shiva besucht. Hier stillte er seinen Durst und kühlte seine brennende Kehle, nachdem er vom Gift getrunken hatte, das beim Quirlen des Urozeans (siehe dazu die Abbildung unten) entstanden war.
Das Quirlen des Urozeans. Shiva steht hinter Lord Krishna und hält das Schwanzende der Schlange. (Photo: The Metropolitan Museum of Art. Public Domain) Beschreibung der Szene unter: https://www.metmuseum.org/art/collection/search/37989
Links: Am Tag des Vollmondfestes (Janai Purnima) nehmen die Pilger ein rituelles, von Sünden reinigendes Bad im am Ufer des heiligen Sees. Rechts: Für die Brahmanen ist es zudem ein Anlass, ihren Status als Vertreter der höchsten Kaste zu bestätigen, indem sie die heilige Schnur (janai) durch eine neue ersetzen, welche sie um ihren Oberkörper geschlungen tragen.
Ehepaar bei der morgendlichen Andacht nach dem rituellen Bad im Gosainkunda.
Junger Tamang mit seltener Blume (einer Silberdistel ähnlich), die sich nur im Hochgebirge finden lässt. Die Tamang fühlen sich in diesen Bergen zu Hause, wie auch die tibetisch stämmigen Ethnien, welche in diesem Gebiet ihre eigene Lebensform gefunden haben. Hier vermischen sich schamanistische Vorstellungen und Praktiken mit dem tibetisch geprägten Buddhismus. Zudem kommen auch viele Hindus aus dem südlich gelegenen Kathmandutal, dem übrigen Nepal und selbst aus Indien zum glückverheissenden Fest von Gosainkunda. Das gemeinsame Zusammentreffen und Feiern von Pilgern verschiedener Herkunft ist Ausdruck der ethnischen und kulturellen Vielfalt der Bevölkerung Nepals, deren übergeordnete Identität als “Nepali” (Nepalesen) nicht zuletzt durch gemeinsame Feste und mythologische Vorstellungen gefördert wird – was umso wichtiger ist, als das Land trotz eher bescheidener Population (ca. 30 Millionen Einwohner) rund 100 verschiedene Volksgruppen und mindestens so viele Sprachen und Dialekte beheimatet.