Peter Eppler, Wanderer zwischen West und Ost
1951 wurde ich in Zürich geboren. Im Alter von zweiundzwanzig Jahren begann ich meine Wanderjahre, als ich auf dem Hippie Trail in überfüllten Zügen und klapprigen Bussen nach Kathmandu reiste, ganz nach dem Motto “If I ever get outa here, I am going to Kathmandu” (Bob Seger). Nach weiteren Asienreisen fasste ich den Entschluss, das breiter und tiefer werdende Interesse für Tibet, das Himalaya Gebiet und Indien durch ein Studium zu ‘legitimieren’ und begann an der Universität Zürich Ethnologie, Sanskrit und Religionsgeschichte zu studieren.
Nach dem Masterabschluss arbeitete ich im humanitären Bereich. Dabei lebte und arbeitete ich rund zwanzig Jahre in verschiedenen Ländern in Asien, meistens begleitet von meiner Frau, unserem Sohn und unserer Tochter. Die letzte Arbeitsstelle war wiederum in Nepal, als Delegationsleiter für die Nothilfe und den Wiederaufbau nach dem Erdbeben 2015. Damit hatte sich der Kreis geschlossen, der dreiundvierzig Jahre früher mit der ersten Ankunft als Backpacker im damaligen Königreich Nepal begonnen hatte.


Das spirituelle Interesse war bereits in der Jugend und während den ersten Asienreisen geweckt worden. Mit dem tibetischen Buddhismus beschäftigte ich mich vor allem im Rahmen meiner Masterarbeit mit dem Titel: «Weltentsagung und Höhleneremitage im tibetischen Buddhismus», für welche ich während einem Jahr in Ladakh und in Nepal recherchierte.
Die wichtigsten Reisen waren allerdings die Reisen nach innen, die Erkundung des eigenen Geistes und Bewusstseins in der Meditation. Neben den ersten Unterweisungen durch Fred von Allmen und weitere westliche Lehrer und Lehrerinnen war es vor allem der burmesische Gelehrte und Meditationsmeister Aggamahapandita Dr. Rewata Dhamma, welcher während Jahren mein Verständnis für die Lehre und die Meditationspraxis wegweisend förderte. Auch Kurse bei Ajahn Sumedho und Ajahn Tiradhammo in der thailändischen Waldklostertradition fielen in diese Zeit. Ein wichtiger Meilenstein in der Praxis waren später die Aufenthalte in Meditationsklöstern in Myanmar. Der zweite Aufenthalt in Myanmar war 1992 anlässlich eines dreimonatigen Retreats bei Sayadaw U Pandita Bivamsa, einem der führenden Meister der Vipassanā Meditation. Weitere Meditationsaufenthalte in dieser Tradition folgten in Myanmar und in einem Zweigkloster in Lumbini, dem Geburtsort von Buddha in Nepal, wo der deutsche Mönch Sayadaw U Vivekananda seit rund fünfundzwanzig Jahren als Abt und Meditationslehrer tätig ist. In den Jahren vor und nach meiner Pensionierung (2017) war er mir ein geduldiger und inspirierender Begleiter in der Praxis. Eine wertvolle Lehrerin in derselben Tradition war in den letzten Jahren auch Sayalay Daw Viranani, eine Amerikanerin, welche vor etlichen Jahren in Myanmar als Nonne ordiniert wurde und heutzutage im Chanmyay Myaing Kloster lebt. All den Lehrern und Lehrerinnen bin ich zu unendlichem Dank verpflichtet.
Nach einem bewegten und an Erfahrungen reichen Leben kommen mir ab und zu folgende Songzeilen in den Sinn: «… my memories are fading, like footprints in the melting snow» (John Mayall). Und dennoch oder gerade deshalb möchte ich in der dritten Lebensphase einige Erinnerungen und Erkenntnisse mit all jenen teilen, die ebenfalls als Pilgerfrau oder Pilgermann unterwegs sind oder sich dafür interessieren.