Lawudo – eine Einsiedelei im Wandel der Zeit

«Eile langsam, dann wirst du bald am Ziel sein.» (Milarepa)

Nach einem einstündigen Helikopterflug von Kathmandu nach Lukla, wo sich einer der gefährlichsten Flughäfen der Welt und Ausgangspunkt für Expeditionen ins Mount Everest Gebiet befindet, machte ich mich sogleich auf den Weg nach Monju, dem letzten Ort im Tal des Dudh Khosi, bevor der steile Aufstieg nach Namche Bazar beginnt. Der Treck zur Einsiedelei von Lawudo war von körperlichen Anstrengungen und Besorgnis bezüglich der eigenen Leistungsfähigkeit begleitet. Immerhin hatte ich selbst wenig Gepäck zu tragen. Die meisten Habseligkeiten, vor allem warme Kleider und ein Daunenschlafsack, waren in einem Expeditionssack verstaut, den mir ein junger Träger von Beginn an abgenommen hatte. Drei Tage sollten wir zusammen unterwegs sein, bis wir die abgeschiedene Einsiedelei oben in den Bergen in 3’950 Meter Höhe erreichen würden.

Nach rund fünf Stunden über einen gut ausgebauten Fussweg, immer dem wilden Fluss entlang, durch pittoreske, gepflegte Sherpa Dörfer mit Feldern, welche noch brachlagen, und ab und zu über schmale Hängebrücken erreichten wir schliesslich das Dorf Monju. Die abendliche Ruhe im stark bewaldeten Tal, dessen Flanken auf beiden Seiten steil ansteigen, und die saubere, kühle Bergluft standen in einem deutlichen Kontrast zur Luftverschmutzung im dicht überbauten Kathmandutal, welches ich frühmorgens verlassen hatte und in welchem sich um diese Tageszeit unzählige Pendler durch den stockenden Verkehr kämpfen mussten.

Würde ich es am nächsten Tag schaffen, die 600 Höhenmeter nach Namche Bazar zu überwinden ohne höhenkrank zu werden? Der Hauptort der Sherpas liegt immerhin in 3440 Metern Höhe, was bei manchen Treckern und Bergsteigern bereits einige unangenehme Symptome auslösen kann. Glücklicherweise zeigten sich beim Aufstieg keine körperlichen Beschwerden, wenn man davon absieht, dass ich zunehmend öfters pausieren und tief durchatmen musste, um wieder zu Kräften zu kommen. Der extrem steile Weg schien kein Ende zu nehmen und es war eine Erlösung, als die ersten Häuser von Namche Bazar sichtbar wurden. Der in einer Bodensenke gut geschützte Hauptort hat alles, was Touristen und Expeditionsteilnehmer begehren: allerhand Restaurants, Bäckereien, Cafés, Night Clubs, sowie Läden für den täglichen Bedarf, Souvenirs und Ausrüstungsgegenstände – selbst Banken mit ATMs sind vorhanden. Dazu kommen all die Lodges und Hotels in verschiedenen Preisklassen für die Besucher, welche saisonal in immer grösseren Scharen über das Mount Everest Gebiet hereinbrechen. Nach einer Zeitungsmeldung steht dieses Jahr ein neuer Besucherrekord bevor. Viele haben das Everest Base Camp zum Ziel, wo für gewisse jedoch das eigentliche Abenteuer erst beginnt: die Besteigung des höchsten Berges der Welt. 2023 jährt sich die Erstbesteigung des Mount Everest zum 70. Mal. In dieser Jubiläumssaison sprach Nepal die Rekordzahl von 454 Bewilligungen zum Gipfelsturm aus. Was früher als heroische Ausnahmeleistung galt, wird immer mehr zu einem Massenphänomen für gut betuchte Bergsteigerinnen und Bergsteiger.

Während sich die Trecker und Bergsteiger von Namche Bazar aus vor allem ins Gebiet des Mount Everest und weiterer Achttausender begeben, nehmen wenige den Weg ins nordwestlich gelegene Tal von Thamichho unter die Füsse. Das Tal ist vom Massentourismus und dem allgegenwärtig damit verbundenen Helikopterlärm bisher verschont geblieben. Es geht durch ursprüngliche Wälder mit Wacholder- und Rhododendronbäumen, welche von langen Farnen behangen sind, an mit Mantras verzierten Felsbrocken vorbei und durch traditionelle Sherpa Siedlungen, welche dem Wanderer bereits vorher durch Stupas und Manimauern (Gebetsmauern) angekündigt werden. Der Weg, welcher gut ausgebaut ist, war bis zur Besetzung Tibets (1959) durch die Chinesen ein beliebter Salz-Handelsweg zwischen Tibet, Nepal und Indien. Mit der Schliessung der Grenze zu Tibet und der Einstellung der Handelsbeziehungen haben viele Sherpas ihren davon abhängigen Lebenserwerb verloren – ein Schicksalsschlag, welcher allerdings durch die Einkünfte aus dem Tourismus in den nachfolgenden Jahrzehnten mehr als ausgeglichen werden konnte.

Nach Namche Bazar überquerten wir nach etwa zwei Stunden den Fluss eines Seitentals, bevor wir kurz danach den Ort Thamo erreichten. Von hier aus verliessen wir den Hauptweg, welcher die Siedlungen im Tal miteinander verbindet, und nahmen einen kleinen Pfad, welcher uns zur Lawudo Gompa (Kloster) führen sollte, deren weisse Gebäude weit oben am Abhang noch knapp sichtbar waren. Ein weiterer steiler Anstieg stand bevor. Ein Schritt um den anderen, mit Bedacht und ohne zu hasten… Nach weiteren zwei Stunden mit etlichen Pausen erreichten wir glücklich die Einsiedelei.

Erste Begegnungen

In Lawudo begegnete ich einer kleinen Schicksalsgemeinschaft, die mich sehr freundlich empfing. Da war einmal die über achtzigjährige Anila (Nonne) Ngawang Samten, welche bereits vor 50 Jahren hierhergekommen war, um nach der verehrten Höhle und Einsiedelei zu schauen. Es ist vor allem ihr zu verdanken, dass sich der Ort über die Jahre hinweg zu einem kleinen Kloster und Zentrum für spirituell Suchende entwickelt hat. Zudem begegnete ich Anila Lobsang Tsultrim, einer Schweizer Nonne, welche vor dreizehn Jahren vom Dalai Lama persönlich ordiniert worden war. Vor rund einem Jahr kam sie nach Lawudo. Neben den beiden Nonnen lernte ich die Köchin Lakpa und den Knecht Nyima kennen, der sich um die Kühe und die Landwirtschaft kümmert. Weniger sichtbar waren ein 99-jähriger und ein weiterer, bettlägeriger Mönch, welche ihre Klausen nicht mehr regelmässig verlassen können. Gerade für die drei älteren Bewohner des Klosters ist es ein Segen, dass Anila Lobsang Tsultrim, welche früher als ausgebildete Krankenschwester gearbeitet hat, sich nun liebevoll um sie kümmern kann.

Über Anila Lobsang Tsultrim ist ein kurzer Lebenslauf erhältlich, welcher die Zeit vor ihrem Aufenthalt in Lawudo zusammenfasst:

Ruth Hofer, ist 1954 in Bern geboren. 1995 hat sie den Tibetischen Buddhismus im Meditationszentrum Tushita, Dharamsala in Indien kennen gelernt und anschliessend am Novemberkurs in Kopan, Nepal, teilgenommen, wo sie ihrem Hauptlehrer, Lama Zopa Rinpoche begegnete. Seither widmet sie sich der Dharmapraxis. Sie studierte das Online-Programm von Geshe Tashi „The Foundation of Buddhist Thought“.

2010 hat sie die Ordination von Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama erhalten. 2009 – 2020 lebte sie in Italien, im Institut Lama Tzong Khapa, wo sie das Masters Programm absolvierte. Sie hat verschiedene Retreats gemacht und Anfang Januar 2022 schliesst sie einen Jahresretreat ab. Ihr Anliegen ist es, auf irgendeine Weise einen Beitrag zum Frieden zu leisten, angefangen bei sich selbst.

Zitiert nach: https://longku.fpmt.ch/de/lehrende/ven-tsultrim

Nach einer Tasse Tee zeigte mir Anila Lobsang Tsultrim das Kloster, einschliesslich meiner Klause, in welcher ich die nächsten zwanzig Tage verbringen durfte.

Der Lawudo Lama

Das spirituelle Gravitationszentrum ist die Lawudo Höhle, welche Kunzang Yeshe (1865 – 1946) über viele Jahre hinweg als Lebensmittelpunkt und Ort seiner meditativen Praxis gewählt hatte. Kunzang Yeshe wuchs in der im Tal gelegenen Gemeinde Thangme auf, als Sohn eines Händlers, in dessen Fusstapfen er einmal treten sollte. Als Händler war er oft unterwegs, bis zu dreizehnmal im Jahr begab er sich auf gefährlichen Pfaden nach Tibet, um Waren zu kaufen, die er südlich von Namche Bazar mit Gewinn wieder eintauschen konnte.

Er war aber auch ein sogenannter «Ngagpa Lama», welcher neben seinen Geschäften und seiner Rolle als Familienvater ein vertieftes religiöses Leben pflegte. Dies war damals eine gängige Praxis, denn im Khumbu Gebiet der Sherpas dominierte die Tradition der Nyingmapas («der Alten»), nach welcher wichtige religiöse Ämter vom Vater auf den Sohn übertragen wurden. Die Vererbung innerhalb der Familie stand in einem gewissen Gegensatz zu Tibet, wo seit Ende des 13. Jahrhunderts die Anerkennung von Tulkus eingeführt wurde, welche als Reinkarnationen wichtiger Lamas (Äbte von Klöstern, Gründer von Übertragungslinien, wichtige Lehrer und verehrte Einsiedler) inthronisiert wurden – eine Praxis, welche sich in den verschiedenen Traditionen des tibetischen Buddhismus verbreitete und diesen als Rinpoches verehrten Lamas zu höchstem Ansehen verhalf. Die Tulkus werden normalerweise nach dem Ableben eines Rinpoches geboren und durch einen ausgeklügelten Auswahlprozess bestimmt. Sie erhalten von klein auf bis zur eigentlichen Bevollmächtigung im frühen Erwachsenenalter eine sorgfältige Ausbildung durch die besten Lehrer. Dies verschafft ihnen in den Klöstern und in der Bevölkerung eine besondere Stellung – die ehrfürchtige Verehrung und die Zuschreibung von besonderen, wundersamen Fähigkeiten ist unter den Leuten allgegenwärtig.

Lawudo Höhle

In Tibet mit seinen berühmten Klöstern und herausragenden Lehrern liess sich Kunzang Yeshe von bekannten Meistern in verschiedene wichtige Praktiken und Lehren einweihen. Mit zunehmendem Alter nahm sein Interesse an der Lehre zu. Als die Kinder erwachsen waren und sein Sohn die Handelsgeschäfte übernehmen konnte, war die Lebenssituation der Familie gesichert und Kunzang Yeshe schaute sich nach einer Einsiedelei um, wo er in seinen letzten Jahren dem Verlangen nach einer vertieften Praxis folgen konnte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Wahl eines geeigneten Ortes fand er schliesslich die Lawudo Höhle, hoch über dem Tal in einem Wald mit Wacholderbäumen verborgen. Sein Ansehen wuchs stetig und damit auch die Zahl der Besucher, welche ihn bald unter dem Namen «Lawudo Lama» weit über die nähere Umgebung hinaus bekannt machten.

Der spirituelle Weg des Lawudo Lama war nicht immer einfach und in seiner späteren Lebensphase von Hindernissen geprägt, welche von aussen betrachtet schier unüberwindlich waren. Eines Morgens wachte er auf und stellte fest, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Selbst sprechen war nicht mehr möglich. Damit war er gezwungen, seine Praxis umzustellen. Jamyang Wangmo (2005, 90) erzählt:

Forced into silence and immobility, the Lawudo Lama placed his mind in primordial awareness, in a meditation beyond words or rituals. Slowly, he was able to recover from his sickness and resume his normal life, but the soles of his feet were very painful, and he was unable to walk. Because of this, for about thirteen years Kunzang Yeshe did not move from Lawudo. Sitting continuously on the same cushion and concentrating on his meditation practice, he was able to complete a large number of retreats and attain a high level of spiritual development. Although others pitied him on account of his sickness, Kunzang Yeshe himself did not mind. In fact, he used to say that he had been able to perform his practice without disturbances.

Die erwähnte «primordial awareness» bedeutet «ursprüngliche Achtsamkeit» und steht im Zentrum der Dzogchen («die Grosse Vollkommenheit») Lehre der Nyingma Schule des tibetischen Buddhismus. Durch Anwendung dieser Lehre wird die Entdeckung und Kultivierung der Achtsamkeit, welche als fundamentale, innerste Wesensgrundlage des Geistes bereits vorhanden ist, geweckt und gefördert. Es ist diese klare, ursprüngliche Achtsamkeit des Geistes, durch welche sich die Erkenntnis der wahren Natur der wahrnehmbaren körperlichen und geistigen Phänomene offenbart. Da sich die Praxis dieser Lehre nicht nur auf die Meditation beschränkt, sondern auch auf die Betrachtung der alltäglichen Phänomene – seien sie angenehm oder leidvoll, ist sie zeitlos und in verschiedensten Kontexten anwendbar, was ihr einen sehr aktuellen Stellenwert gibt. Yongey Mingyur Rinpoche sagt in diesem Zusammenhang:

Anything at all, whether it is thoughts or emotions or any appearance, can be seen by this clarity aspect of the mind. In fact, whether you think or do not think does not matter. Whether there are emotions or no emotions does not matter. Whether or not you have perceptions does not matter. The mind is always present in this luminosity, the knowing quality of awareness (May 2023, 70).

Durch die Dzogchen Praxis erreichte er schliesslich eine unerschütterliche innere Ruhe und Gleichmut gegenüber dem Fluss sich stetig verändernder Erscheinungen. Gleichzeitig verschloss er sich nicht vor den Menschen, sondern strahlte eine tiefe Güte und ein umfassendes Mitgefühl mit allen Wesen aus. In der Einsiedelei war ein stetiges Kommen und Gehen von Besuchern und Ratsuchenden. Mit der ihm eigenen Heiterkeit lud er sie in die Höhle ein, erzählte unterhaltende Geschichten, hörte ihnen zu und gab mancherlei Ratschläge.

Der Sohn des Lawudo Lama verstarb früh. Es war deshalb eine glückliche Fügung, als ein junger Lama namens Ngawang Chöphel (1922 – 1997) nach Lawudo kam. Er war ein hingebungsvoller und intelligenter Schüler, der fleissig, bis spät in die Nacht hinein die Schriften studierte und meditierte. Zudem unterstützte er seinen Lehrer, wo immer er konnte. Der Lawudo Lama fand in ihm den geschätzten Gehilfen, welchen er seit dem Tod seines eigenen Sohnes vermisst hatte. Ngawang Chöpel erhielt alle wichtigen Lehren, insbesondere auch diejenige der Dzogchen Praxis, durch welche sich auf direktem Weg die höchste geistige Verwirklichung erreichen lässt.

Als der Lawudo Lama verstarb, gab es verschiedene aussergewöhnliche Zeichen. Obwohl der Himmel klar war, umgaben kleine Wolken und ein kreisförmiger Regenbogen die Sonne, melodische Musik ertönte im Tal und einige Schneeflocken in der Form von Blumen fielen vom Himmel. Auch einfache Leute verstanden, dass dies Zeichen waren, welche nur beim Tod eines vollendeten spirituellen Meisters auftauchten.  Die Asche des kremierten Lawudo Lama wurde nicht weit von der Einsiedelei in einem in nordöstlicher Richtung gelegenen, geschlossenen Schrein oder Purkhang beigesetzt.

Purkhang des Lawudo Lama mit atemberaubender Aussicht (April 2023)

Mit dem Tod des Lawudo Lama ging gewissermassen eine Ära zu Ende. Innerhalb der Familie war kein spiritueller Nachfolger vorhanden, da sein Sohn bereits früh verstorben war. Trotzdem blieb der Ort im Besitz der Familie. Es war vor allem die Tochter Ani Karzang, welche als Nonne lebte und sich um den Lawudo Lama gekümmert hatte, die in den nächsten Jahren die Höhle, die Nebengebäude sowie die Schriften und heiligen Objekte verwaltete. Nach ihrem Tod im Jahre 1958 zogen die beiden Grosskinder des Lawudo Lama weg und der Ort wurde immer mehr vernachlässigt.

Kindheit und Jugendjahre des Nachfolgers des Lawudo Lama

Bereits zwei Monate vor dem Ableben des Lawudo Lama wurde im Tal in Thangme ein Knabe geboren, der einen äusserst ungewöhnlichen Lebensverlauf haben sollte. Er war das fünfte Kind von Nyima Yangchen, welche als junges Mädchen mit Freundinnen die Lawudo Einsiedelei öfters besucht hatte. Der Knabe liess von klein auf eine starke Beziehung zu Lawudo erkennen. Es drängte ihn, dorthin zu gehen, und er schloss Nawang Chöpel, den Hauptschüler des Lawudo Lama, bei der ersten Begegnung sogleich ins Herz und wollte bei ihm bleiben. Ngawang Chöpel machte verschiedene Tests mit dem Knaben und kam zum Schluss, dass er die Reinkarnation des Lawudo Lamas war. Darauf befragte er drei hochstehende tibetische Lamas. Als auch diese den Knaben als Tulku des Lawudo Lama anerkannten, schlug er vor, ihn offiziell als Reinkarnation des Lawudo Lama zu inthronisieren.

Ani Kunzang und weitere Verwandte des Lawudo Lama zögerten jedoch einige Jahre, bis sie die Reinkarnation öffentlich anerkannten. Dies ist aus ihrer Perspektive verständlich, denn es entsprach der vorherrschenden Praxis im Khumbu Gebiet, dass die Linie der verheirateten Lamas innerhalb ihrer Familie fortgesetzt wurde. Mit der Aufgabe dieses Anspruchs und der Anerkennung einer Reinkarnation von aussen war klar, dass ihre Familie den hohen gesellschaftlichen Status sowie die Höhle, die Nebengebäude und das dazu gehörige Land verlieren würde. Zudem war der Knabe bereits zwei Monate vor dem Tod des Lawudo Lama geboren worden, was nicht unbedingt einzigartig, jedoch in den Augen mancher Leute schwierig zu verstehen war.

Portrait des sechsjährigen Tulku und Nachfolger des Lawudo Lama, welcher später als Lama Zopa Rinpoche bekannt wurde.
(Photo: Bibliothek der Lawudo Gompa)

Mit Unterstützung von Ngawang Chöpal und unter Einfluss einiger wichtiger Lamas wurde der Knabe schliesslich in einer Ermächtigungszeremonie als Reinkarnation und Rinpoche anerkannt. Nun begann eine Reihe von Ausbildungen, welche eines Rinpoches würdig waren. Nach frühen Unterweisungen im örtlichen Kloster folgten einige Jahre in einem Kloster im Rolwaling, dem am höchsten bewohnbaren Gebiet des Khumbu. Danach hatte der junge Rinpoche im Alter von zehn Jahren die Gelegenheit, mit seinem Onkel und weiteren Verwandten eine Pilgerreise nach Tibet zu unternehmen. Sie kamen auch nach Shigatse, wo sich Tashilhunpo befindet, eines der wichtigsten Klöster der Gelugpas und Sitz des Panchen Lama, einer Reinkarnation des Buddha Amitabha. Als die Pilgergruppe darauf beschloss, nach Lhasa zu ziehen, hatten sie Bedenken den jungen Rinpoche auf diese lange Reise mitzunehmen und liessen ihn in der Obhut einer Mönchsgemeinschaft zurück. Als sie nach sechs Monaten wiederkamen, weigerte er sich, mit ihnen nach Khumbu zurückzukehren. Er hatte sich unterdessen im lokalen Kloster gut eingelebt und realisiert, dass die Gelugpa Mönche besser ausgebildet waren und eine grössere Disziplin besassen als die Nyingmapa Mönche im Khumbu. Nicht zuletzt imponierte ihm, dass sie keinen Chang oder andere alkoholische Getränke zu sich nahmen. Nichts nützte, auch keine Schläge des Onkels und keine Argumente der anderen Verwandten, der junge Rinpoche blieb bei seinem Entschluss, in Tibet zu bleiben. Schliesslich hatte er damit Erfolg, als der Vorsteher der lokalen Behörden beschloss, dass er trotz seinem jugendlichen Alter selber über seine Zukunft entscheiden konnte.

Die Zeit in Tibet verbrachte der junge Rinpoche mit dem Memorieren und Rezitieren von Texten. Dazu kam das Durchführen von Ritualen in den Häusern von gut gestellten Wohltätern. Als er die Gelübde eines Novizen nahm, bekam er den Namen Thubten Zopa und wurde darauf unter dem Namen «Lama Zopa Rinpoche» bekannt. Bevor er eine höhere Ausbildung an der berühmten Klosteruniversität Sera in der Nähe von Lhasa beginnen konnte, wurde der politische Druck der Chinesen stärker. Sobald sie die militärische Kontrolle über Tibet gewonnen hatten, begannen sie Lager zu organisieren, wo die «Volksfeinde» geschlagen, gefoltert und sogar öffentlich hingerichtet wurden. Für Lama Zopa Rinpoche und viele andere blieb nur noch die Flucht nach Indien. Am 27. Oktober 1959 betrat er indischen Boden, damals erst vierzehn Jahre alt.

Das indische Flüchtlingslager Buxa war ehemals ein Gefängnis, in welchem unter der britischen Herrschaft so illustre Insassen wie Mahatma Gandhi und Jawaharlal Nehru eingesperrt waren. Hier wurden die aus Tibet geflohenen Mönche untergebracht. Die überfüllten Unterkünfte waren von einem Dschungel umgeben – Hitze, Feuchtigkeit, Blutegel und Schlangen machten das Leben schwer. Doch selbst unter diesen widrigen Umständen setzten die Mönche ihr Studium fort. Einer der bekannten Lehrer war Geshe Rabten, welcher später (1975) auf Bitte des Dalai Lama Abt des Klosters in Rikon in der Schweiz wurde. Während den Unterweisungen des Geshe lernte Lama Zopa Rinpoche auch seinen zukünftigen Mentor und Begleiter Lama Yeshe (1935 – 1984) kennen. Der junge Rinpoche berichtet:   

Geshe Rabten used to sit on a high bamboo bed and because of my being a tulku, I was also supposed to sit on the bed. … Thubten Yeshe (Lama Yeshe) used to lift me up and deposit me on the bed next to the teacher, while the rest of the students sat on the floor. Thubten Yeshe would sit facing Geshe Rabten with a large pile of scriptures on the table in front of him and would look at Geshe-la with great devotion. I experienced some special feeling toward that monk because he seemed to be very learned and devoted (Jamyang, Wangmo. 2005, 185).

In Buxa gab es für den jungen Rinpoche einige wegweisende Begegnungen, aber das Klima und die schwierigen Lebensumstände forderten ihren Tribut: Wurmerkrankungen, Hepatitis und Tuberkulose waren die Folge. Deshalb ging er für sechs Monate zur Erholung nach Darjeeling, wo ein gesunderes, gemässigteres Klima herrschte. Nach der Rückkehr nach Buxa und anschliessend weiteren Stationen in Delhi und dem in den Bergen gelegenen Erholungsort Dalhousie, wo er zusammen mit weiteren Tulkus in einem von Hilfsgeldern unterstützten Heim erzogen wurde, kehrte er ein letztes Mal nach Buxa zurück. 

Da Geshe Rabten inzwischen äusserst beschäftigt war und keine neuen Schüler annehmen konnte, war es schliesslich Lama Yeshe, welcher den nun achtzehnjährigen Lama Zopa Rinpoche unter seine Obhut nahm. Nach zwei Jahren als Schüler von Lama Yeshe litt der Rinpoche wieder verstärkt an Tuberkulose, hustete viel und war sehr abgemagert. Deshalb nahmen die beiden dankbar die Einladung eines Wohltäters an, nach Darjeeling zu kommen.

In diesem ruhigen, klimatisch angenehmen Ort, eingebettet in ausgedehnte Teeplantagen, sollte es bald zu einer Begegnung kommen, die ihrem weiteren Leben eine unerwartete Wendung geben sollte. Es war die Begegnung mit Vertretern der Gegenkultur zum westlichen Establishment, welche zugleich Suchende waren, mit dem Bedürfnis in der östlichen Philosophie den tieferen Sinn des Lebens zu finden.

Eine illustre Vertreterin der damaligen Dharma-Szene war die russische «Prinzessin» Zina Rachevsky (1930 – 1973), deren Familie vor den Kommunisten nach Frankreich geflohen war. Sie hielt sich für eine Reinkarnation von Madame Blavatsky (1831 – 1891), der bekannten Okkultistin und Mitbegründerin der Theosophie, pflegte Kontakte mit Vertretern der damaligen Beat-Generation in New York und befasste sich mit östlicher Philosophie und Mystik. Auf ihrer spirituellen Suche reiste Zina schliesslich nach Sri Lanka und Indien. Sie liess sich in Darjeeling nieder, wo sie Lama Yeshe und Lama Zopa Rinpoche kennenlernte. Die beiden Lamas waren ihr auf Anhieb sympathisch und sie realisierte, dass sie in Lama Yeshe ihren ersehnten Lehrer gefunden hatte. Nach einigen Treffen, in welchen der Lama zuvorkommend ihre Fragen beantwortet hatte, bot sie den beiden Lamas ein Zimmer in ihrer Residenz an. Diese nahmen die Einladung der extravertierten Schülerin mit etwas gemischten Gefühlen an und wohnten fortan in einem kleinen Teehaus im Garten der herrschaftlichen Villa.

Die russische «Prinzessin» Zina Rachevsky (im Vordergrund) mit Freunden und Lama Yeshe (rechts im Bild) in Darjeeling, 1967. (Photo: Lama Yeshe Wisdom Archive)

Zinas Visa-Probleme und Konflikte mit der indischen Polizei führten dazu, dass sich das Trio von Darjeeling verabschieden musste. Zugleich hatten die Unterweisungen von Lama Yeshe in Zina einen inneren Wandel herbeigeführt und den Wunsch genährt, sich ganz der buddhistischen Praxis zu widmen. Bei einem Aufenthalt in Dharamsala liess sie sich 1968 mit dem Segen des Dalai Lama zur Nonne ordinieren, mit dem Ziel, für den Rest des Lebens ihr Karma verbessern zu können.

Das Entstehen einer weltweiten Dharma Bewegung

Noch im selben Jahr siedelten Zina und die beiden Lamas nach Bodhanath um, einem der wichtigsten buddhistischen Pilgerorte in Nepal. Hier bildete sich um die drei Ankömmlinge bald eine rege Gruppe von westlichen Buddhisten, angezogen von Zinas gesellschaftlich engagiertem Wesen und den Unterweisungen von Lama Yeshe. Das günstige Umfeld führte dazu, dass Zina nach einem geeigneten Ort für die Gründung eines Kloster Ausschau hielt, wo sie und die beiden Lamas sich niederlassen konnten. Sie hätte dafür kaum einen besseren Ort wählen können als den Hügel von Kopan, in der Nähe von Bodhanath gelegen, mit wunderschöner Sicht auf das Kathmandutal.

Das erste Gebäude des Kopan Klosters und das Kochzelt (1972) mit Blick auf das noch unverbaute,
von Landwirtschaft geprägte Kathmandu Tal (Photo: Lama Yeshe Wisdom Archive)

Für Lama Zopa Rinpoche war die Rückkehr in sein Heimatland mit der Besinnung auf seine Wurzeln verbunden. Er begegnete nach langer Zeit wieder seiner Mutter und Verwandten aus dem Khumbu Gebiet. Als Nachfolger des Lawudo Lama fühlte er sich natürlich auch für die verlassene Einsiedelei verantwortlich. Bei einem ersten Besuch wurde Lama Zopa Rinpoche vom Enkel des Lawudo Lama gebeten, die Höhle zu übernehmen und den Ort wieder zum Leben zu erwecken. Zudem baten Schüler und Wohltäter des Lawudo Lama den jungen Rinpoche, in Lawudo eine kleine Gompa zu bauen, wo einige Knaben des Dorfes in der Tradition der Sherpas unterrichtet werden konnten, obwohl in den sechziger Jahren im Khumbu Gebiet bereits einige moderne Schulen gebaut worden waren und die traditionelle religiöse Erziehung schrittweise an Bedeutung verlor. Auch Lama Yeshe unterstützte die Entwicklung der Einsiedelei zu einem kleinen Kloster und Ausbildungszentrum. Schliesslich willigte Lama Zopa Rinpoche ein und begann mit Lama Yeshe entsprechende Pläne zu schmieden.

Zurück in Bodhanath stiess die Idee eines Ausbildungszentrums in Lawudo in der westlichen Dharma Szene auf offene Ohren. Bald war die Rede vom «Mount Everest Center for Buddhist Studies», in welchem Knaben aus den umliegenden Dörfern unterrichtet werden konnten. Ein zweistöckiger Haupttempel, eine Bibliothek, eine grosse Gebetsmühle, Gebäude für die Unterkunft und eine neue Küche sollten gebaut werden – kein geringes Unterfangen an diesem abgelegenen Ort, weit oben in der Abgeschiedenheit, nur über einen steilen Fussweg erreichbar.

Lama Zopa Rinpoche (links) und Lama Yeshe (rechts) in Syangboche, Solu Khumbu, 1972
(Photo: Lama Yeshe Wisdom Archive)

Als ich in der Einsiedelei weilte, blickte abends in der Küche Anila Ngawang Samten ab und zu zurück und erzählte mir Geschichten über die Zeit, als sie von ihrem Bruder gebeten worden war, nach Lawudo zu ziehen und für das Wohl der Bauarbeiter und Besucher zu sorgen. Da Lama Zopa Rinpoche auch seinen Verpflichtungen in Kopan nachgehen musste, war sie oft die wichtigste Ansprechperson in der Gompa. Als die Gebäude im Verlauf der nächsten Jahre gebaut waren und der Betrieb der Schule begann, wurde sie zudem zur Ersatzmutter für all die Knaben, welche hier zur Schule gingen. 1972 bei der Eröffnung hatte die Schule bereits dreissig junge Mönche, für welche gesorgt werden musste. Anila war für die Verpflegung und die Sauberkeit der Unterkünfte zuständig. Zudem war sie Anlaufstelle für allerlei Anliegen der Mönche, die von ihren Familien getrennt lebten. Eine besondere Herausforderung war die Hygiene und Pflege der Kinder, wenn sie krank wurden. Kälte, Flöhe und der allgemeine Mangel an Komfort waren weitere Herausforderungen. In der Erinnerung war es für Anila eine erfüllende, jedoch auch entbehrungsreiche und harte Zeit, ohne persönliche Freiräume und mehr als genug Arbeit von früh bis spät.

Anila Ngawang Samten beim Melken (April 2023)

Im Winter war das Leben wegen der bitteren Kälte für die jungen Mönche besonders schwer, weil die Unterkünfte und Schulräume nicht geheizt werden konnten. Deshalb wurden sie im Herbst bald einmal nach Kopan geschickt, um die Zeit bis zum nächsten Frühling im gemässigteren Klima des Kathmandu Tals zu überbrücken. Ab 1974 blieben dann die Schüler das ganze Jahr über in Kopan, da sich auch dort die Infrastruktur stark verbessert hatte, der Ort zu einem stattlichen Kloster geworden war und es eine grössere Auswahl an gut ausgebildeten Lehrern gab. Zudem fiel die grosse logistische Herausforderung des Transports des Lehrmaterials und der Reise aller Schüler und Lehrpersonen nach Kopan und wieder zurück weg. In der Lawudo Gompa wurde es ausser bei besonderen Anlässen wieder sehr ruhig.

Wann immer Lama Zopa Rinpoche nach Lawudo reiste, ab und zu zusammen mit Lama Yeshe, war auch eine Gruppe von westlichen Schülern mit dabei. Sie waren Teil einer Bewegung von Suchenden, welche in den frühen 70er Jahren ihren Höhepunkt erreichte, als unzählige junge Reisende auf der legendären «Road to Kathmandu» von Europa und den USA nach Indien und Nepal reisten. Liechty beschreibt das Phänomen folgendermassen:

That interest in Eastern wisdom was often as much about rebelling as about seeking helps explain the eclectic, non-discriminating nature of so many hippie-area spiritual quests. Journeys into Eastern religion were often more about thumbing one’s nose at a hypocritical Judeo-Christian upbringing than about some passionate desire for spiritual meaning. In this light, following a guru or lama was an act of political/cultural defiance as well as an act of religious devotion. In South Asia the religion/rebellion craze peaked in the early 1970s as hundreds of thousands of Western youths circulated between ashrams, monasteries, and meditation retreats. With South Asian religious figures specifically catering to Western youths, seekers discovered entire communities made up of people just like themselves (2019, 229-30).

What made the post-World War II baby boom’s fixation on Eastern spirituality different from earlier waves was not just its intensity, but the fact that economics and technology made it possible for people en masse to follow Hermann Hesse on their own «Journeys to the East». As Nixon-area crackdowns (and analogous trends elsewhere) knocked much of the wind out of the 1960s protest movements, huge numbers of disaffected youth shifted their priorities from social transformation to personal transformation and headed East for a change of scene and of self (2019, 329).

Wer es damals schaffte, von der Freak Street in Kathmandu ins Nahe Boudhanath und nach Kopan zu gelangen, begegnete einer Weltanschauung der anderen Art, welche dem Leben mancher Suchenden einen neuen Sinn verlieh. Dabei schaffte es der tibetische Buddhismus nach der Tradition der Gelugpa, welcher der Dalai Lama vorstand, eine umfassende Erklärung der Welt und eine altruistische Lebensführung zu vermitteln. Die Lehrreden und die Kurse oder Retreats von Lama Yeshe und Lama Zopa Rinpoche fanden guten Anklang. Die Zahl der Anhänger und Praktizierenden wuchs stetig. Besonders eine Reise nach Lawudo, verbunden mit buddhistischer Praxis, bei welcher vor allem das Mitgefühl mit anderen Wesen in sogenannten «Chenrezig Group Retreats» geübt wurde, war in der dünnen Luft auf rund 4’000 Metern Höhe und in der Abgeschiedenheit von Lawudo mit Aussicht auf die glitzernden Bergriesen das eindrücklichste und exotischste Erlebnis, das sich westliche Praktizierende vorstellen konnten. Bis zu achtzig Teilnehmende nahmen an diesen Retreats teil. Dabei waren die Unterkunft und das Essen äusserst einfach. Auch hier war es Anila, die Schwester des Rinpoche, welche in den grossen Töpfen in der verrussten Küche rührte und sich um das Wohl der westlichen Gäste kümmerte.

Haupttempel in Kopan (Februar 2023)

Das Hauptkloster Kopan war jedoch in grösserem Ausmass als Lawudo der Ausgangspunkt für die Entfaltung einer regen Lehrtätigkeit von Lama Yeshe und zunehmend auch vom jüngeren Lama Zopa Rinpoche. Mit dem wachsenden Interesse am tibetischen Buddhismus im Westen zogen die Kurse für buddhistische Philosophie und Meditation immer mehr Interessierte an. Ende der 60er bis Mitte der 70er Jahre waren viele Hippies und westliche Aussteiger unter den Schülern. Sie wurden mit den Jahren immer mehr abgelöst von Praktizierenden mit einem gewissen Vorwissen und solchen, welche bereit waren, sich ernsthaft in das Studium und die Praxis der Lehren zu vertiefen. Nach dem Tod von Lama Yeshe im Jahre 1984 gründete Lama Zopa Rinpoche die «Foundation for the Preservation of Mahayana Tradition (FPMT)», um der erfolgreichen Bewegung eine geeignete organisatorische Form zu geben. Heute gibt es 139 Zentren und Studiengruppen in 34 Ländern, welche zur FPMT gehören.

Pujas zur Heilung von Krankheiten und für weitere Anliegen

Bereits seit vorhinduistischer Zeit werden Nagas auf dem indischen Subkontinent verehrt. Sie sind erdverbundene Gottheiten und werden als Schlangen dargestellt. Die kultische Verehrung der Nagas fügte sich in die hinduistische und später auch buddhistische Tradition ein. Auch in Nepal und Tibet spielen Nagas (tibetisch: Lu) eine wichtige Rolle. Als Wesen, welche im Untergrund – mit Vorliebe an feuchten Orten sowie Quellen und Gewässern – wohnen, sind sie wichtig für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Natur. Wenn die natürliche Umgebung durch sorgloses Verhalten verletzt wird, können Nagas empfindlich reagieren und Krankheit und Leid über die Menschen bringen. Verhalten sich die Menschen gegenüber der Natur jedoch respektvoll, sind die Nagas nicht nur zufrieden, sondern fördern überdies Gesundheit, Wohlstand und Fruchtbarkeit auf den Feldern.

Anila Ngawang Samten hatte in den letzten Wochen vermehrt unter Gebrechen gelitten, welche zu Besorgnis Anlass gegeben hatten. Wiederholt war Anila von ihrem Bruder und Verwandten gebeten worden, für einige Zeit zur Behandlung und Erholung nach Bodhanath zu kommen, doch Anila wollte lieber in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Aus diesem Grund empfahl ihr Bruder, Lama Zopa Rinpoche, eine Naga Puja durchzuführen, um das Wohlergehen seiner Schwester wiederherzustellen. Zu diesem Anlass wurde Lama Ngawang Nyendak gerufen, der im Ruf stand ein besonders guter, erfahrener Pujari zu sein. Die Naga Puja ist ein Ritual zur Verehrung der Nagas und besteht aus Mantra-Rezitationen, Gebeten und Opfergaben, welche die Nagas besänftigen und gnädig stimmen sollen. Vor der Zeremonie wurden in der Küche die Opfergaben hergestellt. Die Ingredienzien umfassten die drei weissen Zutaten: Milch, Yoghurt und Butter, sowie die drei süssen Zutaten: weisser und brauner Zucker und Honig. Dazu kamen verschiedene Kräuter und Safranwasser. Alles wurde vom Lama mit geröstetem Gerstenmehl (Tsampa) vermischt und zu Kügelchen geformt. Die Puja folgte einer Abfolge verschiedener Schritte, die hier etwas vereinfacht aufgelistet sind:

  • Der Lama nimmt Zuflucht zu Bodhicitta, einer inneren Haltung, welcher das Streben nach Erleuchtung zum Wohl aller Lebewesen zugrunde liegt. Er wünscht ihnen liebende Güte, Mitgefühl, Freude am Wohlergehen der Mitmenschen und Gleichmut. Anschliessend visualisiert er sich als Erscheinung des Bodhisattva Avalokitesvara (Verkörperung des Mitgefühls und Verständnis aller Buddhas).
  • Die Nagas werden zum Ort der Puja eingeladen, welcher an einer kleinen Quelle im Wald liegt. Hier werden ihnen die Opfergaben dargebracht.
  • In Gebeten wird den Nagas Wohlergehen und Glück gewünscht.
  • Danach werden Fürbitten an die Nagas gerichtet. Unter den Anliegen sind: Heilung von Krankheiten, reiche Ernte, Wohlstand, günstiger Regenfall, moderates Klima, etc.
Lama während der Puja mit Anila als Assistentin
(April 2023)

Ritualen kommt im tibetischen Buddhismus eine enorm grosse Bedeutung zu. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass während meinem Aufenthalt in Lawudo auch weitere Pujas durchgeführt wurden.

Anila Lobsang Tsultrim hat wöchentlich eine Wacholder-Rauchzeremonie abgehalten. Wacholder, der in verschiedenen Kulturen als wertvolle Heilpflanze gilt, wird im Himalayagebiet und in Tibet mit dem Wohnsitz von lokalen Göttern in Verbindung gebracht. Zudem findet er bei Ritualen eine wertvolle Verwendung. Wenn die getrockneten Wacholdernadeln verbrannt werden, ist der Rauch ein Schutzmittel vor allen negativen Einflüssen und hat eine reinigende Wirkung auf den Geist und die Umwelt.

Rezitation eines Textes durch Anila während der Rauchzeremonie (April 2023)

Nach dem Hinschied von Lama Zopa Rinpoche – ein einschneidendes Ereignis, welches im letzten Kapitel beschrieben wird – kam ein Lama, welcher half, mehrtägige Pujas für das Wohl des Verstorbenen und seine gute Wiedergeburt durchzuführen. In allen Zentren weltweit gab es entsprechende Pujas – vor allem natürlich in Kopan, wo für 49 Tage aufwendige Zeremonien vor dem Schrein des Rinpoche abgehalten wurden.

Lama stellt zum Gedenken an Lama Zopa Rinpoche den Opfergabentisch im Tempel bereit
(April 2023).

Der liebevolle Umgang mit Kühen und Yaks

Neben dem Klimawandel sind die Verdrängung und das Aussterben von freilebenden Tierarten die gravierendste Bedrohung auf unserem Planeten. Laut WWF erleben wir das grösste Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren. Hingegen ist die Population der Nutztiere, vor allem in den industrialisierten Ländern, in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen. Ein Grossteil dieser Tiere wird unter gnadenlosen Bedingungen gehalten – die Massentierhaltung als Resultat des wirtschaftlichen Profitdenkens hat eine traurige Wirklichkeit des qualvollen Leidens und Sterbens geschaffen. Wie verschieden die Haltung von Nutztieren sein kann, wurde mir in der Lawudo Gompa bewusst.

Von den fünf in der Einsiedelei lebenden Kühen gibt nur eine Milch, rund eineinhalb Liter pro Tag. Mich erstaunte, dass alle Kühe – auch die vier unproduktiven – gleichermassen liebevoll gepflegt und gefüttert wurden. Unter einigem Arbeitsaufwand muss ihnen täglich das Fressen gebracht werden, da es keine Weiden zum Grasen gibt. Da die sechs Bewohner der Einsiedelei kein Fleisch essen, werden die Kühe zudem nicht geschlachtet und dürfen eines natürlichen Todes sterben. Abends werden sie wegen den in der Wildnis vorkommenden Leoparden und Wölfen zum Stall geführt. Auf dem Weg umrunden sie jeweils den Haupttempel, begleitet von Anila Tsultrim, der Schweizer Nonne. Den Kühen wird Respekt und Zuneigung entgegengebracht, ganz als wären sie gleichberechtigte Mitbewohner.

Der Landarbeiter Nyima bringt die Kühe am Morgen für die Fütterung auf
den Vorplatz der Einsiedelei (April 2023).

Als eines Tages ein Vater und seine Tochter aus Australien in der Einsiedelei eintrafen, wurde vor dem Nachtessen im Besuchszimmer eingeheizt. In der behaglichen Atmosphäre und unter den Blicken des Dalai Lama, dessen Bild an der Wand hing, liess es sich die über achtzigjährige Anila Ngawang Samten nach dem Essen nicht nehmen, den Gästen den Film «108 Yaks, a Journey of Love and Freedom» zu zeigen. Er zeigt die wahre Geschichte über das Schicksal von friedfertigen Yaks, die für den Schlachthof bestimmt waren. Lama Zopa Rinpoche zeigte Mitleid mit den Tieren. Er liess sie aufkaufen, um sie vor dem sicheren Tod zu bewahren. Dann beauftragte er einen Mönch, die Yaks in das höchst gelegene Weideland des Everest Gebiets zu bringen. Der Film zeigt die atemberaubende Reise über Bergpässe, durch enge Schluchten, über gefrorene Flüsse und gefährliche Felsenwege hinauf in das verheissungsvolle Hochtal des Rolwaling. Hier adoptierten die dort lebenden Familien die Yaks. Sie wurden dafür entschädigt, für die 108 Yaks bis an ihr Lebensende zu sorgen.

Die Geschichte über die geretteten 108 Yaks kann als Video gesehen werden:

Beim Freilassen von gefangenen oder zum Schlachten verurteilten Tieren handelt es sich um einen aktiven Beitrag zur Verhinderung von Leiden. Allerdings steht dahinter oft die Absicht, durch die gute Tat das eigene Karma zu verbessern. Es gibt in Indien und unter Tibetern den Brauch, dass Gläubige von Händlern gefangene Fische, Vögel und andere Kleintiere kaufen, um sie darauf in die Freiheit zu entlassen. Kritiker sehen darin eine Art Ablasshandel, bei welchem der Händler und der Gläubige auf ihre Rechnung kommen, die Tiere aber leiden, weil sie nur zum Zweck dieses Ablasshandels gefangen werden.

Wie immer sind bei solchen Handlungen die äusseren Umstände und die dahinter stehende Absicht ausschlaggebend. Es gibt Tiere, die bereits zum Schlachten bestimmt sind oder sich nicht mehr in der Lage befinden, ohne Hilfe selbständig überleben zu können. Wenn die Motivation, diesen Tieren zu helfen, einem spontanen Mitleid entspringt, ohne an den eigenen Vorteil zu denken, kann von Ablasshandel keine Rede sein.

Die Statue des tausendarmigen Bodhisattva Avalokitesvara im Haupttempel,
welche das Mitgefühl mit allen Lebewesen verkörpert (April 2023).

Das altindische Ideal von Ahimsa bedeutet «Gewaltlosigkeit» – ein wichtiges Kernelement des Hinduismus, Jainismus und Buddhismus. Es handelt sich um den Grundsatz des Nicht-Verletzens oder Tötens von Lebewesen, welcher bei den acht Tugendregeln des Buddhismus an erster Stelle kommt. Dabei sind bei den Lebewesen auch Tiere mitgemeint, deren Gefühle und Empfindungen ebenfalls verletzt werden können.

Gerade im tibetischen Buddhismus ist das Mitgefühl mit allen Lebewesen ein zentraler Gedanke, gleichsam die Grundlage des Bodhisattva Ideals. In diesem Sinne lehrte mich der liebevolle Umgang mit den Kühen und den Yaks, dass es eine gelebte Alternative zur Ausbeutung der Nutztiere gibt. Dass Kühe eine Daseinsberechtigung haben, ohne dass sie etwas leisten müssen, fand ich sehr berührend, denn gerade Nutztiere werden sonst als ein Stück Ware betrachtet, ohne auf ihre natürlichen Bedürfnisse einzugehen. Mit der schonenden und fürsorglichen Haltung achtet der Mensch nicht nur die Bedürfnisse der Tiere, sondern bewahrt sich letztlich auch seine eigene Würde.  

Die Höhle als Ort der Transformation

«Leave everything behind and go up into the mountains. Take time without any external distractions – no TV, no computer, no smart phone …» (Jetsunma Tenzin Palmo)

Das Leben in einer abgeschiedenen Höhle, abseits der zivilisierten Welt mit ihren Bindungen und Verstrickungen, bietet einerseits die Möglichkeit zum Loslassen vom gewohnheitsmässigen Anhaften und unermüdlichen Verlangen nach mehr, sowie anderseits die Gelegenheit, die natürliche, ursprüngliche Natur des Geistes besser kennen zu lernen. Nach Ajahn Punnadhammo bewegen wir uns bei diesem Prozess von einem komplexen zu einem einfachen Verständnis der wahrnehmbaren Welt. In seinen Worten:

Wir neigen dazu, die Dinge kompliziert zu machen, indem wir gewohnheitsmässig versuchen, die Dinge durch komplexe Gedankengänge und Erklärungsmodelle verstehen zu können.Der praktizierende Geist bewegt sich immer von der Komplexität zur Einfachheit, von einem verunreinigten zu einem reinen Zustand, der letztlich strahlend, klar und glückselig ist. Da gibt es kein Hindernis, keine Beschränkung, sondern Grenzenlosigkeit, ohne Fundament und Grundlage.

Das Verweilen in der Höhle versinnbildlicht den Untergang einer unheilsamen und gleichzeitig die Entstehung einer lichten Geisteswelt, welche wie das Erstrahlen des Lichtes im Dunkeln die Befreiung des Meditierenden bedeutet.

Schon früh wurde im tibetischen Buddhismus unterschieden zwischen den gewöhnlichen Klostermönchen und den in der Abgeschiedenheit lebenden Eremiten, die sich hauptsächlich der Meditation widmeten. Bereits zum ersten Kloster Tibets, Samye (2. Hälfte des 8. Jh.), gehörte eine Einsiedelei namens Chimpu, in welche sich die Mönche zur Meditation zurückziehen konnten. Auf meinen Reisen nach Ladakh, Nepal, Tibet, Sikkim und Bhutan waren es oft diese abgelegenen Einsiedeleien, welche mich besonders beeindruckten. Meistens waren es einfache Höhlen, welche nach und nach ausgebaut oder erweitert worden waren. Hier umgab den Besucher eine Art von inspirierender Atmosphäre, die in den prunkvollen und geschäftigen Klöstern kaum gefunden werden konnte.

Vom Vorplatz der Höhle in Lawudo führte eine mit Natursteinen erbaute Treppe direkt zu meiner geräumigen Klause. Hier verbrachte ich die meiste Zeit des Tages. Zum Glück hatte ich in Kathmandu vor der Reise einen Daunenschlafsack und eine Daunenjacke gekauft und genügend warme Kleider mitgebracht, was bei den tiefen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt auch bitter nötig war, umso mehr als die Klause wie die anderen Wohngebäude nicht geheizt werden konnte. Früh morgens um vier Uhr, nachdem mich der Wecker aus den Federn getrieben hatte, zog ich mehrere Schichten von Kleidern an, bevor ich mich, zusätzlich in eine warme Wolldecke gehüllt und mit zwei bis tief ins Gesicht gezogenen Wollmützen geschützt, zur ersten Meditation des Tages niederliess. Drei Stunden später gab es das Morgenessen in der rauchgeschwärzten Küche mit einem Holzkochherd. Es gab dicke, nahrhafte Suppen, manchmal auch tibetische Brotfladen mit Butter und Omeletten, dazu reichlich Tee aus riesigen Thermosflaschen.

Der Tagesablauf folgte einem Zeitplan, welchen ich mit Anila vorher besprochen hatte. Es war vorgesehen, täglich mindestens acht Stunden in der Meditation zu verweilen. An zwei Tagen unterbrach ich allerdings die Praxis, um an einer Zeremonie teilzunehmen. Gegen Ende des Retreats besuchte ich zudem zwei benachbarte Einsiedeleien. Zum einen lag es an der fortschreitenden Praxis, zum anderen an der ungestörten Atmosphäre in der Lawudo Gompa, dass sich die Widerstände gegen die tägliche Praxis nach ein paar Tagen legten und einer tieferen inneren Ruhe Platz machten. Ab und zu, wenn die Sonnenstrahlen die Aussenmauern etwas erwärmen konnten und durchs Fenster schienen, meditierte ich im Höhlentempel.

Eine Ära geht zu Ende

Als ich am 13. April 2023 zum Morgenessen ging, begegnete ich im Gang zur Küche Anila Ngawang Samten. Sie schaute mich an und sagte «it’s so sad, it’s so sad …» (es ist so traurig, so traurig …). Auf meinen fragenden Blick hin fügte sie hinzu: «my brother has just died» (mein Bruder ist eben gestorben). Es lag plötzlich eine bedrückende Ruhe über der Einsiedelei, alle waren unter dem Schock der überraschenden Nachricht. Lama Zopa Rinpoche war schon 76 Jahre alt und hatte bereits mehrere schwere Krankheiten durchgestanden. Trotzdem war es überraschend, von seinem Tod zu hören. Er war auf einer Reise im Tsum Tal gewesen, eines der höchst gelegenen Siedlungsgebiete in Nepal, um dort die buddhistischen Gemeinden zu besuchen. Als er sich in der Höhe nicht mehr wohl fühlte, wurde er nach Kathmandu zurückgeflogen. Leider kam jede Hilfe zu spät und er verstarb kurz darauf im Spital.

Lama Zopa Rinpoche war die Reinkarnation des Lawudo Lama. Was sollte nun nach dem Tod des Rinpoche aus der Einsiedelei werden? Anila war schon über achtzig Jahre alt und konnte ihre Aufgabe der Verwaltung und Betreuung der Einsiedelei nur noch mit Mühe bewältigen. Zunächst musste die Frage nach der Zukunft unbeantwortet bleiben. Es war jedoch klar, dass Anila zu den Totenritualen für ihren Bruder nach Kopan reisen würde. Bereits am nächsten Tag kam ein Helikopter, welcher unterhalb von Lawudo auf einer freien Fläche landen konnte, und nahm Anila mit nach Kathmandu.

Anila im Helikopter nach Kathmandu (14. April 2023)

Nach der Abreise von Anila Ngawang Samten blieb ich noch weitere fünf Tage in der Einsiedelei. Das Wetter war bereits wärmer geworden und erträglicher als zu Beginn meines Retreats. In den zwanzig Tagen in Lawudo war ich meistens der einzige meditierende Besucher. Nur einmal kam ein Kanadier, welcher fünf Tage blieb, Literatur über den tibetischen Buddhismus las und meditierte. Auch einige Trecker und Bergsteiger waren zu Gast, allerding blieben sie jeweils nur für eine Übernachtung. Für Ende Mai hatte sich eine amerikanische Gruppe für einen fünftägigen Meditationskurs angemeldet, geleitet von der kalifornischen Nonne Amy Miller. Ansonsten hatten die beiden Nonnen in Lawudo ihre eigene Praxis, welche sie neben der täglichen Arbeit zum Unterhalt der Gompa pflegten. Es schien kein eigentliches Konzept für den «spirituellen Betrieb» der Einsiedelei zu geben. Für Interessierte, welche bereits eine gefestigte Meditationspraxis aufweisen, ist die Lawudo Gompa jedoch ein geeigneter Ort für einen Selbst-Retreat. Fernab von der Betriebsamkeit der reizüberfluteten Welt findet der oder die Praktizierende in der Einsiedelei mit seinen freundlichen, hilfsbereiten Bewohnern eine ideale, unterstützende Umgebung. Letztere scheinen nach dem Grundsatz der bekannten Yogini Khandro Kunga Bhuma zu leben: “People try spiritually to achieve realization. The true realization is to achieve a kind heart. Other than that, there is nothing really that is useful.”

Am Tag der Abreise: Gruppenphoto vor dem Tempel in Lawudo.
Von links nach rechts: Nyima, der Autor, Anila Lobsang Tsultrim, Köchin Lakpa
(Photo: Nyima Sherpa, 18. April 2023)

Eigentlich hatte ich geplant, bei meiner Rückkehr nach Bodhanath, um eine Audienz bei Lama Zopa Rinpoche zu bitten. Nun war dies nicht mehr möglich, aber ich hatte die Gelegenheit, noch einmal nach Kopan zu gehen und die Mönche zu bitten, dem Rinpoche die letzte Ehre erweisen zu können. Seit seinem Tod waren bereits dreizehn Tage vergangen. Ein Mönch bat mich ihm zu folgen. Wir stiegen neben dem Haupttempel die Treppen hoch, bis aufs Dach, wo es einen kleinen Tempel gab, in welchem sich ein quadratischer Schrein mit dem einbalsamierten Körper des Rinpoche befand.

Mönche bei der Puja (Zeremonie) vor dem Schrein des verehrten Rinpoches
(27. April 2023)

Hier legte ich vor dem verwaisten Thron des Rinpoche eine weisse Glücksschleife nieder. Anschliessend setzte ich mich hinter die Gruppe von Mönchen, welche abwechselnd und rund um die Uhr Totenwache hielten. Der Raum war erfüllt vom monoton dahinfliessenden Gesang der Mantras und Gebete, hie und da unterbrochen von Zimbeln, Trommeln und einer Art von Trompeten. Unter anderem wurde dafür gebetet, dass der Rinpoche bald wieder geboren würde, damit seine Lehren von neuem gehört und befolgt werden könnten.

Photos

Alle Photos, bei welchen keine Urheberschaft angegeben ist, sind von Peter Eppler (Autor des Artikel).

Literatur

Jamyang, Wangmo. (2005). The Lawudo Lama – Stories of Reincarnation from Mount Everest Region. Vajra Publications.

Liechty, Marc. (South Asia Edition, 2019). Far Out – Countercultural Seekers and the Tourist Encounter in Nepal. Chautari Book Series – 94. (Erstausgabe: (2017). The University of Chicago Press.)

Namkhai Norbu, Chögyal. (2017). Dzogchen – der ursprüngliche Zustand. Windpferd.

Yongey Mingyur Rinpoche. (May 2023). Pure Awareness. In: The Buddha’s Eightfold Guide to Life. Lion’s Roar (Magazine).

Webseiten

Offizielle Lawudo Webseite: http://lawudo.com

Foundation for the Preservation of the Mahayana Tradition: https://fpmt.org

Lama Yeshe Wisdom Archive: https://www.lamayeshe.com

Lawudo Gompa & Retreat Center: https://de-de.facebook.com/lawudogompa/